Holpriger Start, Samstag, 7. Juli 18

Wir starteten unsere Reise ins Land der Mitternachtssonne per öffentlichem Verkehr. Bereits auf den ersten paar Metern auf dem Weg zur Postauto-Haltestelle, verlor mein Rollkoffer einen Teil des einen Gummirädchens. Zu spät, um zurück zu kehren und alles in einen anderen Koffer um zu packen. Fortan holperte ich auffällig durch die Welt. 😛 Die SBB hatte die glorreiche Idee, das Schienennetz ausgerechnet zum Zeitpunkt zu sanieren, wenn die meisten Schweizer in die Ferien verreisen. So mussten wir bis zum Flughafen Basel 5 Mal umsteigen. Eine etwas mühselige Prozedur mit dem ganzen Gepäck.

Der Flug nach Hamburg und das Aufsuchen unseres Hotels verlief problemlos. Wir logierten glücklich und zufrieden zu einem Schnäppchenpreis in einer Suite des Vier Sterne Hotels  NH Collection Hamburg.

Die Frühstückpreise für etwa 22 Euro waren völlig überzogen und wir frühstückten dafür zweimal auswärts zum halben Preis, den das Hotel verlangt hätte. Leider war der Wellnessbereich aufgrund einer Sanierung geschlossen und wir wussten dies vorher nicht. Es gab keine Preisreduktion deswegen.

Wir besichtigten die Speicherstadt und waren total fasziniert von der Ambiance des gesamten Quartiers.

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Auf der Plaza, das ist die Aussichtsplattform der Elbphilharmonie bestaunten wir die grossartige Aussicht über Hamburg.

 

 

Bei einem Italiener in der Nachbarschaft der Elbphilharmonie assen wir z’Nacht. (Wir haben erst grad von Constantin, unserem Gastgeber in Kiel vernommen, dass Nachtessen für Deutsche ein ungewohntes Wort für Abendessen ist. Ich bin mir meiner Helvetismen oft einfach nicht bewusst. Genauso wie obiges Ambiance – was scheinbar Ambiente heissen sollte auf gut hochdeutsch. 😛 ) Nach den tollen Pizzen bestaunten wir etwa drei Stunden lang das Miniatur Wunderland. Wir würden sagen: ein “Muss” für jeden Hamburg-Besucher! Sowas Tolles! Der Prospekt wurde sogar auf Schweizerdeutsch übersetzt. 😀

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Die Tickets holten wir uns vorher. Es ist immer sehr gut besucht und deshalb lohnt sich ein Besuch frühmorgens oder dann erst ab 20 Uhr. Anschliessend begaben wir uns auf eine Lichterfahrt durch das Hafengebiet Hamburgs. An Bord eines Schaufelrad-Schiffes, was ein ganz besonderes Erlebnis war – mit Live-Infos unterwegs.

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Free Walking Tour, Planten un blomen und Kinky boots, Sonntag, 8. Juli 18

Am Sonntag genossen wir eine Gratis-Stadtführung. Unsere Tochter Petra hat diese Art Stadtführungen weltweit schon hie und da unternommen – wir aber das erste Mal. Ist man zufrieden – und das waren wir mit Martin – gibt man dem Stadtführer (meist ein Student) ein Trinkgeld.

Die Höhe bestimmt jeder selber. Anschliessend spazierten wir durch den alten Elbtunnel und waren fasziniert von der alten Lift-Technik und allgemein über die Geschichte des Tunnels.

In einer Beach-Bar in der Nähe, stärken wir uns für den Besuch des Musicals Kinky boots. Basierend auf einer wahren Lebensgeschichte, dreht sich die Handlung um Toleranz gegenüber Minderheiten, insbesondere gegenüber Schwule und Drag Queens. Die Lieder sind nicht sehr eingängig, die Show ist schrill und schräg. Wir empfehlen den Besuch bedingt, denn vom Hocker gerissen hat sie uns nicht wirklich, aber es war solide Unterhaltung. Wir wollten einfach irgendein Musical in Hamburg erleben und wählten eines, dass nicht derart horrende Eintrittspreise verlangt wie “König der Löwen”. Ins Hotel zurück spazierten wir über den Park Planten un Blomen und erlebten ein romantisches Wasserlichtkonzert.  

 

Einschiffung, Montag, 9. Juli 18
Sonnenuntergang um 21.53 Uhr, Sonnenaufgang  4.53 Uhr, See leicht bewegt, ca. 19 Grad

Wir frühstückten im originellen Café Klatsch im Karolinenviertel, das wir anschliessend  besichtigten und ich kaufte mir dort eine kombinierbare Rucksack-Tasche der Fairtrade-Marke Blutsgeschwister. Und dann endlich ging es an Bord der Costa Pacifica. Das erste Mal sein Zuhause auf dem Wasser zu sehen, diese Hotelstadt – das ist immer wieder ein speziell emotionaler Moment. Ein paar interessante Daten: Die 1023 Mitarbeiter an Bord stammen aus 41 Nationalitäten und haben Arbeitsverträge zwischen 5 bis 8 Monaten. In diesen Zeiten haben sie freie Stunden, aber arbeiten ansonsten täglich 11 Stunden. Die 170 Mitarbeiter der Zimmerreinigung sind jeweils für 20 bis 26 Zimmer zuständig. Die Costa Flotte umfasst 14 Schiffe und zwei neue Schiffe kommen 2019 und 2020 auf See. Um 17 Uhr hätten wir ablegen sollen. Wir mussten aber auf eine verspätete Gruppe warten und legten leider deswegen ab, als wir uns das erste Mal zum Abendessen begaben – mit mehr als einer Stunde Verspätung. Wir waren enttäuscht, dass wir das Verlassen des Ausgangshafens nicht mit bekamen.

Das war unsere dritte Kreuzfahrt (2012 mit Costa Deliziosa und 2013 mit MSC Fantasia).

Erster Seetag, Dienstag, 10. Juli 18
Sonnenuntergang 23.02 Uhr, Sonnenaufgang 5.09 Uhr, See bewegt, ca. 14 Grad Luft

Unsere Kreuzfahrt begann mit einem ganzen Tag auf See. Befürchteten wir zuerst Langeweile, war alles andere der Fall. Der Tag verging im Nu (im Flug, kann man ja wohl nicht gut sagen 😉 ) Wir sprudelten im Wellnessbecken, besuchten Tanzkurse und Vorträge über die Wikinger und zum Thema Gesundheit, lasen und fanden uns auf dem Schiff schon bald zurecht. Tobias fand bereits Anschluss im Teenie-Club. Bis zuletzt bildeten sich tolle neue Beziehungen und er kam stets erst frühmorgens in die Kabine zurück.

Ålesund, Mittwoch, 11. Juli 18
Sonnenuntergang 23.21 Uhr, Sonnenaufgang 4.15 Uhr, Luft 18 Grad, See ruhig

Endlich wieder festen Boden unter den Füssen – in Ålesund, ein hübscher Ort mit vielen Bauten im Jugendstil. Wir schauten uns das Museum zur Stadtgeschichte in der alten Schwanenapotheke an. Es faszinierte uns nicht extrem. Die Zeitreise ist originell gestaltet, aber bloss dafür den Eintrittspreis zu bezahlen – das könnt ihr euch ersparen.  Wir wanderten über 418 Stufen auf den Berg Fjellstua. Die Aussicht war phänomenal und Tobias liess seine Drohne steigen. Auf einem weiten Bogen wanderten wir zur Stadt zurück.

 

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Zweiter Seetag, Donnerstag, 12. Juli 18
Die Sonne war immer sichtbar, Luft ca. 9 Grad, See leicht bewegt, Polarkreis erreicht

Wieder vergnügten wir uns mit tanzen, lesen, essen 😉 (zwei Kilo zugenommen. :-P)

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sprudeln und baden an Bord. Langweilig wurde es uns nicht. Wir kleideten uns elegant für das Galadinner am Abend. Nach dem Dinner absolvierten wir einen Fotoshooting-Parcour. Die Fotos wurden toll, nicht wahr? Und die Preise waren sogar moderat… Auf den vorherigen Kreuzfahrten kauften wir nie Fotos, weil uns erstens die Qualität nie überzeugte und uns zweitens die Preise dafür überrissen erschienen. Der Fotograf der Costa Pacifica hat uns Extrapreise gemacht.

Das Ende der Welt am Nordkap am Freitag dem 13. 😉 und Mitternachtssonne, bzw. Polarnacht
Die Sonne ging nicht unter, Luft ca. 9 Grad aber gefühlt kälter, weil windig am Nordkap, See ruhig

Mit erstem Tenderboot von Honigsvåg  setzten wir ans Land über und fuhren per Bus ans Nordkapp. Sowohl auf der Hin- wie auf der Rückfahrt entdeckten wir je zwei wilde Rentiere. Das war für mich der Höhepunkt der Reise! Am Nordkap, dem “Ende der Welt”, wie die ersten Menschen, welche es aufsuchten, meinten, trafen wir vor den grössten Menschenmassen ein und auch vor dem Nebel. Die Lichtbilderschau, den Besuch des berühmten Globus – das alles war beeindruckend, aber nicht umwerfend  – und dennoch emotional ein spezielles Erlebnis. Ich hätte mir nicht vorstellen können, die Kreuzfahrt zu unternehmen ohne den Besuch dieses Punktes am nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Ok – die Wahrheit ist ja, dass dies einmal ausgemessen wurde und streng genommen ein Nachbarspunkt der Insel der nördlichste Punkt ist. Doch dem Erlebnis tat dies für uns keinen Abbruch. 😉 Wir haben uns immerhin noch nie nördlicher geküsst. 😀

Das Hafendörfchen war nicht allzu spektakulär. Die Mitternachtssonne, welche wir hingegen, an Bord zurückgekehrt, bewundern konnten, umso mehr.  Der heutige Freitag der 13. war ein Glückstag mit den gesichteten Rentieren, dem Wetter- und Besucherandrang-Glück am Nordkap und dem unvergesslichen Erlebnis, dass die Sonne um Mitternacht bloss einen “Kehr” einlegte. Wir checkten nicht so recht, wann das Abendrot bereits wieder dem Morgenrot wich. Es wurde einfach langsam etwas dunkler und dann wieder hell und es war ständig irgendwie Sonnenuntergang, bzw. Sonnenaufgangsstimmung um Mitternacht rum. Als es hell wurde, gingen wir schlafen. Ab diesem Zeitpunkt erlebten wir ein paar Tage lang gar keine Nacht, sondern nur noch Tag. Für uns war das völlig ungewohnt. Will man um 3 Uhr morgens wirklich schlafen gehen, wenn die Sonne taghell strahlt, die Fijorde, welche durchfahren werden, herrlich sind und man an Deck sünnelen kann? Nein – will man im Grunde genommen nicht. Die Sonne minderte unseren Schlafbedarf tatsächlich. Ich als Langschläferin hätte das nie für möglich gehalten. Bloss der Verstand sagte einem, dass es Zeit für etwas Schlaf wäre, weil wir morgen früh doch Tromsø besichtigen wollten. 😉

Tromsø, Samstag, 14. Juli 18
Die Sonne ging nicht unter, Luft ca. 16 Grad, See leicht bewegt

Wir wanderten durch die Altstadt von Tromsø (abgesehen von einer Einkaufsstrasse nicht wirklich sehenswert), über die lange Brücke zur Eiskathedrale. Diese beeindruckte uns nicht sonderlich. Sie ist wohl schöner und glanzvoller im Licht der Nacht und mit Schnee anzuschauen. Auf den Aussichtsberg Storbergen liessen wir uns mit der Bahn transportieren und waren stolz, dass sie unter anderem von der Frey AG Stans gebaut wurde. 😉 Von oben sah die Stadt schmuck aus. Zu Fuss wanderten wir den Berg runter und plauderten unterwegs mit einer Einheimischen. Sie erzählte uns, dass sie nicht, wie wir es schon öfters hörten, Probleme mit der Dunkelheit in der Winterszeit hätte. Der Himmel sei nicht einfach nur dunkel, sondern zeige verschiedene Dämmerungstöne. Und mit den Polarlichtern sei das Ganze sowieso magisch. Wir müssten unbedingt zu dieser Zeit wieder kommen. Im Winter halte man sich oft im Haus auf und bringe das Licht in die Wohnungen. Wenn sich die Sonne das erste Mal nur kurz zeige, würde es ein grosses Fest geben. Nein, sie vermisse nichts….
Tobias konnte wiederum Drohnenaufnahmen machen. Mein linkes Knie und linker Fussknöchel versagten den Dienst gegen den Schluss hin, aufgrund der vielen Treppenstufen. Ein seltsames Gefühl, wenn das eine Bein nicht mehr belastungsfähig ist. Ich wandere doch viel in den Schweizer Bergen und habe noch nie derartige körperliche Beschwerden dabei erlebt. Doch auch ich schaffte es zum Shuttlebus von Costa zurück zu humpeln. Apropos Costa-Shuttlebus. Unsere Empfehlung für alle Costareisenden: spart euch diese Kosten und nehmt die Tageskarte für den öffentlichen Verkehr vor Ort. So könnt ihr zum Beispiel auch bloss einen Weg über die Brücke laufen und den Zurückweg per Bus fahren oder sowohl Hin- wie Rückweg über die Brücke mit dem Bus fahren. Denn ein Fussweg ist wirklich lang und der Blick nach unten trist und langweilig (auf einen Bau- oder Industriegrund). Tickets für die Ortsbusse gibts nach ein paar Fussminuten von der Anlagestelle der Kreuzfahrtschiffe entfernt. GoogleMaps hilft weiter.

Wetterpech und Abenteuer beim Aus-Tendern auf Leknes, Sonntag, 15. Juli 18
Die Sonne ging nicht unter, Luft ca. 16 Grad, See ruhig, regnerisch und neblig

Bei der Überfahrt mit dem Tenderboot nach Leknes, auf den Lofoten, hatte unser Boot ein Motor-Problem. Wir schaukelten auf dem Meer und der Bootsführer wirkte hilflos. Ich verstand den italienischen Funkverkehr. Er wurde von Costa nicht ernst genommen. “Was höre ich: Motorschaden? Ich habe es bestimmt falsch verstanden und ihr seid schon an Land. Bitte bestätigen.” Wäre schön gewesen. Unser Boot musste von einem anderen Tenderboot zurück zur Costa geschubst werden, was sanfter klingt, als es war. Leute schrien, es war eine rauhe, umständliche, unsichere, beängstigende, wellige Angelegenheit, ohne Informationen. Irgendwie schaffte es der Bootsführer und es kamen Techniker an Bord, welche dem Bootsführer zu verstehen gaben, dass sie an seinen Fähigkeiten zweifelten. Erst nachdem wir dieser Unterhaltung beiwohnten, durften wir aussteigen. Wen wunderts, dass nicht alle Leute daraufhin ins nächste Tenderboot einstiegen. An Land erwartete uns der Car, denn wir hatten die zweite gebuchte Tour mit Costa vor uns. (Die erste war diejenige ans Nordkap.) Wir fuhren nach Svolvaer und hörten unterwegs interessante Infos über die Insel, welche ihre wahre Schönheit aufgrund des Regens vor uns verbarg. So schade! Ich las im Vorfeld von türkisblauem Meer wie in der Karibik und weissen Sandstränden. Auch die schönste Natur wirkt halt trüb bei Regen. Wir besuchten eine Ice Bar mit schönen ins Eis gehauenen Motiven (welche man aber auch um einiges grösser auf dem Titlis sehen kann. 😉 ), tranken bei Minus 6 Grad in der Bar etwas und fuhren via einem Fotohalt bei einer Holzkirche und einem Wikinger-Langhaus wieder retour.

Wir mussten zur selben Zeit wie geplant bei der Costa zurück sein, obwohl wir aufgrund des Aus-Tenderns eine halbe Stunde Verspätung hatten. Meine Reklamation an Bord der Costa wurde entgegen genommen, aber ohne dabei auf grosses Bedauern/Verständnis zu stossen oder gar wie gehofft, eine Entschädigung zu erhalten. Ich bin mir nicht sicher, ob sie weitergeleitet wurde.

Die Welt ist wieder in Ordnung auf Trondheim am Montag, 16. Juli 18
Sonnenuntergang 23.11 Uhr, Sonnenaufgang 03.02 Uhr, Luft ca. 23 Grad, See ruhig

Trondheim präsentierte sich in schönstem Sonnenschein und bei überraschenden 29 Grad. Der Flussabschnitt mit Häusern, welche auf Stelzen gebaut wurden, bot malerische Fotosujets. Wir spazierten zur Festung und zur Domkirche.

Glück und Ärger in Åndalsnes am Dienstag, 17. Juli 18
Sonnenuntergang 23.09 Uhr, Sonnenaufgang 4.06 Uhr, Luft ca. 22 Grad, See leicht bewegt

In Åndalsnes erwischen wir die letzten drei Tickets vor Ort für eine Tour mit der alten Raumabahn nach Lesja. Die Fahrt war bis ungefähr Bjorli schön – mit Wasserfällen, Kehrtunnels, Brücken – ab dieser Ortschaft aber nicht mehr so “speziell”. Der Fahrplan ist in dem Sinn unattraktiv, als dass wenige Züge pro Tag fahren, die Komposition kurz und von daher schnell ausgebucht ist und wenn man irgendwo aussteigt, muss man jeweils eine bis zwei Stunden bis zur Rückfahrt im Nirgendwo warten. Von daher waren wir froh, dass wir spontan diese Tour buchen konnten. Da sie nicht von Costa ist, lohnt es sich also, sofort nach Anlegen des Kreuzfahrtschiffes, an den Bahnhof zu gehen. Denn mit der Zeit bildete sich vor dem Ticketschalter eine lange Warteschlange und wie geschrieben: nach uns gabs kaum mehr ein attraktives Angebot und Einzelfahrten mit der Bahn ab Åndalsnes waren ebenfalls bereits alle ausgebucht. In Lesja wurden wir von einer norwegischen Studentin in Empfang genommen. Per Car fuhren wir zu einer alten, malerischen Holzkirche und die Studentin gab uns deutsche Infos dazu ab. Im benachbarten Freilichtmuseum hätten wir zwei Stunden Aufenthalt gehabt. Doch italienische und französische Fahrgäste drängten auf eine um eine Stunde vorverlegte Abfahrt. Leider bekam dies ein deutsches Ehepaar nicht mit und sie verpassten die vorzeitige Abfahrt. Sie wurden von einer Angestellten des Freilichtmuseums mit ihrem PW zu unserem Car gefahren, welche etwa 10 Minuten auf sie bei einem Touristenshop wartete. Ich traute meinen Ohren nicht: sie wurden beim Einstieg ausgebuht. Und zwar just von jenen Leuten, welche bei zwei späteren Fotohalts jeweils die vereinbarte Weiterfahrtzeit nicht einhielten! Ich konnte nicht anders und buhte sie beim zweiten Mal, als sie zu spät einstiegen, aus Solidarität zum deutschen Ehepaar ebenfalls aus. Ich meine, das deutsche Ehepaar hat die verfrühte Abfahrt des Cars verpasst, weil ihnen die Information fehlte, aber die anderen, welche sich darüber aufregten, liessen uns alle viel länger warten, weil sie sich bewusst um einen Deut kümmerten, welche Zeit zur Weiterfahrt abgemacht war. Was regen mich solche arroganten, egoistischen Menschen auf! Einer der Fotohalte war bei Trollveggen (Troll-Wand). Dies sei, mit 1000 Metern Höhe Europas höchste, senkrechte Bergwand, an der Freeclimber aus aller Welt klettern würden, lasen wir.

Malerisches Bergen mit durchzogenem Wetter, Mittwoch, 18. Juli 18
Sonnenuntergang 22.15 Uhr, Sonnenaufgang 4.38 Uhr, Luft ca. 18 Grad, See ruhig

In Bergen (zweitgrösste Stadt Norwegens) entschlossen wir uns spontan, nebst dem malerischen Bryggen (Unesco Weltkulturerbe) drei Museen aufzusuchen. Diesen Kombi-Museumspass kann ich weiter empfehlen: Fischermuseum (super interaktiv gestaltet, auch für Kinder sehr empfehlenswert), Hansemuseum und Schøtstuene . Das Fischermuseum liegt etwas abseits, wird aber im Eintrittspreis inbegriffen mit einem Shuttlebus erschlossen. Tickets kann man in jedem der drei angeschlossenen Museen erwerben. Natürlich gehörte ein Besuch des Fischmarkts und die Fahrt mit der Standseilbahn zum Aussichtsberg Fløyen mit kurzem Spaziergang zu unserem Aufenthalt in Bergen. Auch diese Bahn wurde unter anderen von der Frey AG Stans gebaut. Leider war der Gipfel nebelverhangen und so konnten wir die Aussicht nur kurz auf der Bahnfahrt erahnen…. In Bergen erlebten wir Regen, Nebel und Sonne. Nur leider letztere nicht auf dem Berg.

Dritter Seetag, Donnerstag, 19. Juli 18
Sonnenuntergang 22.15 Uhr, Sonnenaufgang 04.54 Uhr, Luft ca. 16 Grad, See bewegt

Der dritte Tag, den wir ausschliesslich auf See verbrachten, verging wiederum mit Spielen, lesen, packen, schwimmen, sprudeln, sünnelen (an Deck war es herrlich warm und sonnig), essen im Nu. Ein paar deutsche Fahrgäste fielen mir negativ auf mit Streitereien, Ungeduld und abfälligen Bemerkungen über typische Italiener oder Franzosen. Nicht jedem ist es scheinbar gegeben, sich so manche Tage in einem geschlossenen “Behältnis” mit tausenden Menschen zusammen aufzuhalten. Wir schätzten ab und zu die Ruhe in der Bibliothek oder in unsere Kabine und erlebten es so, dass sich die Menge an Menschen doch recht gut an Bord verteilt. Als besonders angenehm empfanden wir, dass der Schwimm- und die beiden Whirlpools am Ende des Schiffes nur den Erwachsenen vorbehalten war. Vom Spa-Angebot nahmen wir keinen Gebrauch. Es war in unseren Augen – auch mit den Aktionspreisen, welche nach und nach gewährt werden – immer noch überrissen teuer. Andy entdeckte an diesem letzten Tag eine öffentliche Sauna (bzw. zwei, weil geschlechtergetrennt) hinter dem Fitnessraum. Diese ist in keinem Schiffs-Plan vermerkt und auch die Spa-Mitarbeiter gaben uns eine Falschauskunft, als wir sie am ersten Tag an Bord fragten, ob es eine öffentliche Sauna geben würde.

Ausschiffung und das erste Mal Airbnb in Kiel, Freitag, 20. Juli 18

Constantin, unser Gastgeber für das online gebuchte Airbnb war freundlich und hilfsbereit. Seine Wohnung empfehlen wir gerne weiter. Wir erkundeten die Stadt, indem wir der blauen Linie am Boden folgten. Das Aquarium war nett, aber man kann sich den Besuch auch sparen. Im Basler Zolli gibts eine grössere Ausgabe davon. 😉 Wir waren uns die Hitze nicht gewohnt und fühlten uns müde und erschöpft. Wohl auch aufgrund des Schlafmangels der vergangenen Tage. Kiel hat man schnell gesehen, war unser Eindruck. Die Brücke am Hafen, welche sich für die Durchfahrt der Schiffe in der Mitte öffnet, faszinierte uns. Im Kino schauten wir Jurassic World 2. (Nicht meine bevorzugte Art der Filme, aber den Männern zuliebe ging ich auch hin und hatte noch keine Albträume deswegen. 😛 )

Heimfahrt, Samstag, 21. Juli 18 

Nach einer ruhigen Nacht in Constantins Wohnung fuhren wir per Flixbus von Kiel nach Hamburg und flogen von dort nach Basel. (Der Flughafen Hamburg kontrollierte uns derart extrem gut, wie wir es sonst nur in New York erlebten. 3 D Körperscanner plus abtasten, Proben wurden von Stoffen genommen, jedes technische Gerät geprüft. Extrem.)

Petra, unsere Tochter, welche uns per Auto abholte, verpasste uns in der Ankunftshalle und aufgrund ihres leeren Handy Akkus suchten wir uns gegenseitig eine Stunde lang. Schade für die ansonsten problemlose Heimfahrt. Jä nu. Besser, als dass wir uns ganz verpasst hätten. 😉

Tobias hat einen Kurzfilm über unsere Ferien erstellt.

Mein persönliches Kreuzfahrt-Fazit:

es war wiederum ein wunderschönes Erlebnis und ich würde jederzeit erneut eine Kreuzfahrt buchen. Die Fahrt durch die Fijorde war derart traumhaft, wie ich es mir nie vorgestellt hätte. Die Mitternachtssonne, bzw. die Polarnacht zu erleben, war ein romantisches, unvergessliches Erlebnis. Dies und dass wir wilde Rentiere sahen, war der Höhepunkt unserer Ferien. Die Tage, an denen es rund um die Uhr hell war, waren etwas Aussergewöhnliches für uns und wir mussten uns regelrecht zum Schlafen zwingen. Das hat mich über mich selber überrascht. 😉

Kritikpunkte an der Costa:

– es gab zweimal die Situation, dass zu einem abendlichen Essen spezielle Weine empfohlen wurden, welche dann nicht vorhanden waren. Unser Kellner lief beide Male kreuz und quer durchs ganze Schiff und klapperte alle Bars nach dem gewünschten Wein ab. Seine Bemühungen in Ehren: wir und die anderen von ihm bedienten Tische sassen dafür stundenlang herum uns wurden nicht informiert, warum andere bereits mit dem Essen fertig waren und wir noch nichts auf dem Teller hatten. Die Dauer der abendlichen Essenszeit ist sowieso ein weiterer Kritikpunkt: zwei Stunden am Tisch zu sitzen für ein 4 Gang-Menü erforderte mit der Zeit einiges an Geduld und so nahmen wir gegen das Ende der Kreuzfahrt Lesematerial an den Tisch mit, obwohl das gegen Knigge-Regeln verstösst. Hätten wir einen Fensterplatz gehabt, so hätten wir wenigstens was von der vorbeiziehenden Gegend gesehen, aber wir hatten einen Tisch in der Mitte des Schiffs. Irgendwann geht einem das Gesprächsmaterial aus und man hat die Leute an den Nachbartischen zu Genüge studiert. 😛
– Wie wir von anderen Passagieren hörten, hatten an diesem Tag insgesamt drei Boote ein technisches Problem. Mein persönliches Sicherheitsvertrauen in Costa hat arg gelitten.
– Die Preise für den Spa-Bereich sind überrissen frech. Und wenn es dann gegen Schluss der Kreuzfahrten jeweils einen Rabatt gibt auf die überteuerten Preise, sind sie immer noch doppelt so hoch, wie Behandlungen an Festland. Warum diese hohen Preise? Doch weil die Betten so hart sind, haben vermutlich viele Leute das dringende Bedürfnis, sich eine Nackenmassage verschreiben zu müssen und dann spielt der Preis wohl keine Rolle mehr. 😛
– Dasselbe ist ein ein bekanntes Problem für die Ausflüge oder Shuttlebusse von Costa: die Preise sind völlig übertrieben.
– Wir haben eine Mitarbeiterin des Spa-Bereichs ausdrücklich nach einem öffentlichen Saunabereich gefragt und sie hat verneint, dass es einen derartigen Raum gäbe. Für welche Personen sind denn die Saunen, welche mein Mann am letzten Tag der Kreuzfahrt hinter den Fitness-Umziehkabinen entdeckte? Für Menschen, welche nach dem Schwitzen im Training eine Sauna wünschen? *kopfkratz*…..
– Warum es nötig ist, die Fahrgäste ab und zu nachts (einmal um 3 Uhr morgens) mit einem Signalton zu wecken, den scheinbar nur die Crew etwas angeht, ist mir ebenfalls ein Rätsel.
– Wenn eine Kreuzfahrt mit der Costa im Mittelmeer stattfindet, ist es ok, wenn die Menükarte eine mediterrane Küche vertritt und jeden Abend einen anderen Landesteil Italiens vorstellt. Es ist auch in Ordnung, wenn auf einer Mittelmeerkreuzfahrt ein venezianischer Maskenballabend stattfindet oder ein italienischer Abend, an dem sich die Leute in den Landesfarben Italiens anziehen sollen. Es ist auf einer Mittelmeerkreuzfahrt auch total erwünscht, italienische Tenöre und Soprane an Bord singen zu lassen. Aber auf einer Fahrt in Norwegen erwarte ich norwegische Spezialitäten, norwegische Lieder und Tänze, einen Norwegenabend etc. Selbst wenn Costa ursprünglich eine italienische Linie war, dürfte sie ruhig von ihrem “Italien-Trip”, der sich so selbstverständlich, ja auf eine Art arrogant durch alles an Bord zieht, weg kommen, denn die Costa-Linie befindet sich ja längst in USA-Hand. Zitat aus Wikipedia: “Im Jahr 1997 entschied sich jedoch die Familie zum Verkauf an die finanzstarke amerikanische Carnival Corporation. Die Reederei ist inzwischen vollständig im Carnival-Konzern aufgegangen.” Die Italiener befanden sich übrigens auf der Norwegen-Tour in der Minderheit. Die Mehrheit der Passagiere war deutsch sprechend.
– Die junge Dame, welche für die Reinigung unseres Zimmers (Room Service) zuständig war und unser Kellner waren sehr freundliche Mitarbeiter an Bord. Ebenfalls diejenigen Kellner, welche im Buffet-Bereich arbeiteten, die Fotografen und sämtliche Animateurinnen und Animatoren. Dies kann ich aber von den Mitarbeitern am Empfang (Hospitality Service Deck) und vom CostaClub Point nicht sagen. Keinem der etwa 6 Mitarbeitenden, die ich in jenen Bereichen ansprach, konnte ich je ein Lächeln entlocken. Sie erweckten auf mich persönlich einen einerseits gelangweilten, andererseits genervten, unmotivierten Eindruck. Wirkliche Hilfe auf meine Anliegen erhielt ich nicht. Da war kein Engagement zu spüren, dass sie den Wunsch hätten, mich zu einem zufriedenen Gast zu machen.

Alles in allem aber übertrafen unsere schönen Erlebnisse auf dieser Fahrt die genannten, kritischen Punkte, welche Costa hoffentlich ernst nimmt und alles dran setzen wird, sich zu verbessern. Wir würden gerne Costas Gäste bleiben, denn eine Kreuzfahrt ist eine ideale Möglichkeit zu reisen und fremde Länder und Kulturen kennen zu lernen, ohne dass man dabei immer wieder die Koffern packen und in ein nächstes Hotel einchecken muss. Das Essen an Bord ist vorzüglich, wir waren stets bestens zufrieden (abgesehen davon, dass wir eben norwegische Kost bevorzugt hätten). Wir hatten dieses Mal eine ruhig gelegene Kabine – bekamen wahrscheinlich, weil wir Costaclub-Mitglieder sind, ein Kabinen-Upgrade. Denn wir buchten eine Innenkabine, erhielten aber eine Aussenkabine mit Fenster. Dies genossen wir sehr. Die Ein- und Ausschiffung hat bestens geklappt, was eine Meisterleistung ist bei tausenden von Gästen. Unser Sohn, der noch ein letztes Mal in unserer Kabine gratis dabei sein durfte (mit Vollpension notabene), hat sich im Teenie-Club an Bord total wohl gefühlt. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmte für uns und trotz aller Kritikpunkte empfehlen wir eine Kreuzfahrt mit Costa gern und mit Überzeugung weiter.

Eine Fotoauswahl von Tobias:

Meine Reisekarte von Norwegen sieht nun so aus:

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Soeben traf eine Antwort auf meine Anliegen von Costa via Facebook ein:

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Fotoalbum via Ifolor