Gestern, 22. März, als ich die Nachricht hörte, dass im Bahnhof Luzern ein Zug entgleiste, wusste ich noch nicht, dass sich mein Bruder im umgekippten Waggon befand. Er ist Zugchef, seit 47 Jahren für die SBB tätig und wird Ende Monat pensioniert. Gott-sei-Dank gab es „nur“ 7 Leichtverletzte und mein Bruder kam mit einer leichten Ellbogenprellung davon. Er sagte mir, die Passagiere seien ruhig geblieben, hätten einfach eine Stunde lang in dieser unbequemen Schräglage ausharren müssen. Auf meine Frage, ob der Wagen nicht in Gefahr gewesen sei, ganz zu kippen, schickte er mir dieses Bild:
Und er erklärte mir, was auf dem Bild gut ersichtlich ist, – nämlich, dass das vollständige Kippen verhindert worden sei, weil ein Fahrleitungsmasten genau am richtigen Ort stand und die Zugkomposition hielt.
Mir war es, wie wenn Gott durch dieses Bild zu mir reden würde. Da sitze ich in einer schwierigen Situation und klage Gott:“Wie schräg ist das denn!? Gott, du weisst doch, dass ich den Anschlusszug nun verpasse. Zudem habe ich mir eine Beule am Kopf zugezogen – siehst du – hier? Aua. Wie lange muss ich nun hier so unbequem ausharren? Mühsam, das Ganze.“ (Ist jetzt eine Metapher – ich sass nicht im Zug.) Ich sehe nicht das grosse Ganze dabei. Im Gegensatz zu Gott, der den Überblick hat. Er hält seine Hand so, dass der Wagen nicht ganz kippt. Er bewahrte alle Passagiere vor grösseren Verletzungen oder gar dem Tod. Zudem hat Gott dafür gesorgt, dass der Zugchef und ein weiterer Reisezugbegleiter sich auch grad im umgekippten Waggon befanden. Zufall? Sie hielten für die Passagiere die Verbindung zur Aussenwelt und zur SBB Konzernleitung. „Es wird alles getan für unsere Rettung. Es besteht keine Gefahr für uns.“ Wie gut, dass wir den Heiligen Geist in uns haben. Auf unserer Lebensreise ist er ein treuer Begleiter. Er teilt mir genau dieselbe Botschaft mit: „Gott ist mit dir in deiner schwierigen Situation. Ich weiss, wie unbequem sie ist und wiesehr deine Verletzung schmerzt. Hilfe naht. Du siehst es nicht, aber rundherum wird alles getan für deine Rettung. Es kommt gut. Sei getrost und ruhig.“
Wenn einem ein Unglück im Leben trifft, kann man sich schon fragen, warum Gott das zugelassen hat. Nur bringt einem diese Frage selten weiter. Hingegen die Frage: „Gott wo bist du in dieser Situation?“ schon eher. Sie kann einem die Augen öffnen, Trost, Halt und Zuversicht schenken.
Dies wünsche ich uns allen auf unserer Lebensreise.
„Wer glaubt, weiss nicht – wer nicht weiss, glaubt!“ So einfach muss es nicht sein! Doch: „(…) …Er bittet ihn (Gott) um ein Zeichen, das als ein Zeichen des Vertrauens gelte, und mag es auch nur ein dunkles Vertrauen sein. Es erfolgte nichts, und er resigniert:
„… Ich hatte Gott nicht berührt, doch ein Gott, der sich berühren lässt, ist kein Gott mehr. Er ist es auch nicht mehr, wenn er dem Gebete gehorcht. Und zum ersten Male ahnte ich: die Grösse des Gebets beruht vor allem darauf, dass ihm nicht geantwortet wird und dass dieser Austausch nichts mit schäbigem Handeln zu tun hat. Und ich ahnte, dass das Erlernen des Gebets im Erlernen des Schweigens besteht und dass dort erst die Liebe beginnt, wo kein Geschenk mehr zu erwarten ist. Die Liebe ist vor allem Übung des Gebets und das Gebet Übung des Schweigens“ .)“ (Antoine de Saint Exupéry in: „Die Stadt in der Wüste, S. 305).
Man kann Ihre Frage ausdehnen: Wo ist Gott in Syrien, in Afghanistan, in Pakistan und in „Trumpistan“? Oder ist dies Allahs Zuständigkeitsbereich?
Ich meine: Wer auf Gott vertraut vertraut in erster Linie auf sich selbst. „…Ob es einen Gott gibt oder nicht – er verleiht dem Menschen etwas Göttliches“. – Vorausgesetzt ist, dass Universum eine alles umfassende Harmonie darstellt…
Einen guten Tag wünsche ich!
Warum lässt Gott das zu – vielleicht grad in Syrien etc. ist ein zu weites Thema. Ich hielt mal einen Vortrag darüber. Deshalb schrieb ich ja, dass einen die Frage: wo Gott in der momentan Situation ist, eher weiterbringt.
Mit Ihrer Schlussfolgerung, dass wer auf Gott vertraut, in erster Linie auf sich selber vertraut, bin ich nicht einverstanden. Es würde zu weit führen, meinen Glauben in diesem Rahmen hier tiefer zu erläutern. Doch hie und da werde ich wahrscheinlich etwas von meinem Glauben in den Blog fliessen lassen.