Als mich Regi Sager, SRF1 Moderatorin versuchte zu erreichen, war ich an einer Nidwaldner Blitz-Sitzung. Ich konnte sie, als ich zuhause war, wiederum nicht erreichen und füllte ein Mailformular aus, das direkt ins Studio gelangte. Sie antwortete mir:
Zugrunde lag diesem Austausch die Aufforderung von SFR1, in alten Fotoalben zu stöbern und Foto einzusenden, welche einen Moment zeigen, in dem man so rundum glücklich war. Schade, ich hätte Zeit gehabt, um ihr mehr über dieses Foto zu erzählen.
Ich hätte ihr erzählt, dass mir diese Situation, obwohl rund 50 Jahre her, immer noch sehr präsent ist und es mir grad jetzt, wo ich mich dran erinnere, warm wird im Herzen. Mein Vater verstand es, mir zu zeigen, wie härzig er mich fand. Es wird mir erst jetzt bewusst, dass er mir dadurch den Grundstein legte, für ein gesundes Selbstwertgefühl. Ich weiss noch, wie ich in dem Moment vor der Kamera stand im Selbstverständnis: ich bin hübsch, meine Eltern lieben mich, es ist gut so wie ich bin. Später wurde dieses Selbstwertgefühl stark gedämpft. Ich litt unter dem Spott von Gspänli, weil ich einen sogenannten Vorbiss hatte, d.h. meine Vorder-Zähne standen stark vor. Eine jahrelange Zahnkorrekur erbrachte nicht die gewünschten Erfolge. Erst durch die Liebe Gottes und meines Mannes, geriet das schiefe Selbstbewusstsein wieder ins Lot und ich begann, mich selber erneut zu mögen und meine Gaben zu erkennen. Damals, als Kind, war einfach rundum alles gut. Mit mir und mit der ganzen Welt. Nichts konnte mir passieren, denn mein Zuhause schenkte mir Geborgenheit. Dieses Urvertrauen, welches gelegt wurde, konnte nie ganz zerstört werden.
Wenn die Zeit gereicht hätte, dann hätte ich Regi Sager erzählt, dass ich in meinem späteren Leben noch ganz viele glückliche Momente erlebt habe. Immer wieder so ähnliche, in denen mein Vater mich ablichtete, weil er mich hübsch fand. Aber auch damals, als ich das Handelsschuldiplom in den Händen hielt und während dieser Schulzeit zu einer lebendigen Beziehung zu Gott fand, lösten tiefe Glücksgefühle aus in mir. Die Heirat mit Andy, die Geburten unserer drei Kinder, die vielen gemeinsamen Erlebnisse sind glückliche Erinnerungen, auf die ich alle dankbar zurückblicke.
Dies alles hätte ich erzählt – aber leider konnten Regi Sager und ich uns gegenseitig nicht erreichen……. 😉
Hat dies auf Gmerkigs rebloggt und kommentierte:
„Du bist im Radio gekommen?“, fragte meine Mutter mich, als sie extra deswegen anrief. Dass mein Foto nicht nur auf der Webseite von SRF erschien, sondern dass Regi Sager ebenfalls am Mikrofon was darüber sagte (im Nachtclub), war mir nicht bewusst. Ich habe es später zusätzlich von mehreren Personen vernommen.
Meine Mutter war sichtlich gerührt über meine Erzählung – vor allem zu hören, wie meine Beziehung zu meinem Vater war, der ja leider vor zwei Jahren starb. Sie erzählte mir, dass es für sie als Eltern nicht leicht gewesen sei, mich in herzige Röckli zu kleiden, schöne Haarzöpfli zu flechten und mir zu vermitteln, wie hübsch ich sei. Denn sie waren befreundet mit einer sehr streng pietistisch geprägten Familie. Die Frau schimpfte, laut Auskunft meiner Mutter, oft mit ihnen und hielt ihnen vor, die Kinder zu verwöhnen, sie stolz zu machen. Das sei nicht gottgefällig. Ich sagte meiner Mutter, wie froh ich sei, dass sie mir einen Boden mit einem gesunden Selbstwertgefühl gelegt hätten, denn später zweifelte ich sehr stark an mir. Aber weil da etwas tief innen war, das zu mir selber sagte: du bist wertvoll und gut, wie du bist – konnten diese langen Jahre des Selbstzweifelns und der Minderwertigkeitgefühle nicht völlig Oberhand gewinnen.