Montag, 17. Juli
Die Fahrt vom Camping am Zion Nationalpark bis zum Bryce Canyon dauert 2.5 Stunden. Wir nehmen dabei nicht den Weg ĂŒber den Tunnel beim Zion Nationalpark, sondern die Autobahn. Unterwegs tanken wir das erste Mal, was uns 90 US Dollar kostet und kaufen erneut beim Walmart ein. Ăberrascht stellen wir fest, dass man in Amerika in einem normalen Supermarkt Waffen kaufen kann. Wir kochen meistens selber in unserer WohnwagenkĂŒche.
Der Himmel wird immer dunkler und so sind wir ganz verunsichert, als wir das Eingangstor zum Bryce Canyon passieren. Sollen wir die geplante Wanderung wagen oder nur per Wohnmobil oder Gratisshuttle eine Sightseeingtour durch den Park unternehmen? Wir packen unsere Regenjacken und Regenschirme ein und steigen mal in den Shuttle ein. Dies sei ein Happybus, lacht der Chauffeur. Und Regen wĂŒrde ihm persönlich nichts machen. Auch als die Tropfen heftiger gegen die Scheiben trommeln und wir unterwegs durchnĂ€sste Nationalparkbesucher zusteigen lassen, reisst der Fahrer weiterhin ununterbrochen seine Witzchen. Er ist von derselben „Natur“ wie unser ReitfĂŒhrer – ihr erinnert euch? Wir steigen bei der Sunset-Station (Sonnenuntergang-Station) aus. Nachdem wir vorher durch einen ebenen Wald gefahren sind, ist der erste Blick in den Bryce Canyon hinunter ĂŒberwĂ€ltigend schön. Sowas Grandioses habe ich noch nie in meinem ĂŒber 50 ig jĂ€hrigen Leben gesehen. Klar auf Fotos – aber das ist was komplett anderes, als wenn man mitten in dieser Naturkulisse steht, das wird mir jetzt klar. Anders als beim blossen Betrachten von Bildern oder Filmen, nimmt man beim persönlichen Erleben die Naturschönheit mit allen Sinnen auf und der Rundumblick lĂ€sst sich mit keiner Kamera wirklich festhalten. Noch nie in meinem Leben war ich mir der Grenze so bewusst, was es heisst, Erinnerungen in Bildern und Worten festhalten zu wollen. Ich habe ein Foto im Buch „Dieser Moment“ veröffentlicht via Vidal Verlag. Da schrieb ich: „Halte diesen Moment nicht fest – geniesse ihn.“ Ja, solch kostbare Augenblicke wollen einfach nur genossen und im Herzen verinnerlicht werden. Dennoch knipsen Sohnemann und ich unzĂ€hlige Fotos. đ Letzterem hat zwar das Valley of Fire besser gefallen. Nicht zuletzt auch deswegen, weil wir dort (im Valley of Fire) fast alleine inmitten der puren Natur unterwegs waren und nach der Fahrt durch eine WĂŒstenlandschaft völlig perplex waren ob der Felsen, welche morgens beim Aufwachen in vielen Farbtönen strahlten. Hier im Bryce Canyon sind wir nicht alleine. Warum mĂŒssen Asiaten immer so aufgeregt hin- und her wuseln und einander anschreien, wenn sie sich was erzĂ€hlen wollen? Ok – ist etwas fies – ist wohl einfach ihre Kultur und auch sie sind geliebte Geschöpfe Gottes. Dennoch nervt dieses Getue und wir steigen den Wanderweg in die Schlucht herunter und lassen diese vielen Touristen nach und nach hinter uns. Zuerst mĂŒssen wir die Regenschirme aufspannen und der Weg ist etwas glitschig. Wir sind froh um unsere Wanderschuhe und schĂŒtteln erneut die Köpfe ĂŒber die paar Asiaten, welche hinaufsteigen und dabei Sandaletten und Ballerinas tragen. Bald schon scheint die Sonne wieder von einem wolkenlosen Himmel.
Der Weg hinunter ist spektakulĂ€r, aber super und breit angelegt. Unterwegs freuen wir uns an den vielen neugierigen, putzigen Eichhörnchen. Einen blauen Vogel wollen wir fotografieren, aber er meint, ich solle es eben lernen, den Augenblick nicht festhalten zu wollen, sondern zu geniessen. đ Er lĂ€sst das Fotografieren jedenfalls nicht zu. Die Felsstrukturen inspirieren die Fantasie. Es ist wie eine MĂ€rchenlandschaft und man könnte soviel in den SĂ€ulen und Formationen sehen. Foto- und Trinkpausen eingerechnet, sind wir zwischen dem Sunset- und dem Sunriseplace 2 Stunden unterwegs. Wir wĂ€hlen den lĂ€ngeren Aufstieg, der nicht so steil ist, wie ein anderer, direkter. Es wird heiss….
Bevor wir zu unserem Campingplatz fahren, suchen wir das Visitorcenter auf und sind enttĂ€uscht ĂŒber die schlechte FilmqualitĂ€t, welche uns dort vorgesetzt wird. Eine monotone Stimme lullt uns ein. Die Bilder sind zu dunkel und unscharf. Schade, denn mit kleinem Aufwand und Budget liesse sich doch etwas viel Moderneres, Ansprechendes produzieren. Aber die Touristen kommen halt so oder so – Werbung hat dieser Nationalpark wohl nicht nötig. Der Rest der Ausstellung ist – hm – soso lala. Man hat nichts verpasst, wenn man das Visitorcenter auslĂ€sst. Leider.
20 Autofahrminuten vom Bryce Canyon entfernt, liegt der Camping KOA Bryce Valley Cannonville. Unser Zuhause fĂŒr zwei NĂ€chte. Ein schöner Platz mit Pool, auf Wunsch mit FrĂŒhstĂŒck, Waschmaschinen und Tumbler, Propangastankstelle, kleiner Shop, wie schon der Camping beim Zion. Leider wurden wir direkt an der etwas vielbefahrenen Strasse platziert.
Wir baden im Pool und sind dabei nicht allein. đ Das erste Mal sehen wir Mormonen. Oder sind es Amish People? Sie sind jedenfalls so gekleidet und frisiert, wie ich es von Filmen kenne, aber ich war mir nicht bewusst, dass sie ein Wohnmobil steuern dĂŒrfen. Die Kinder und nur diese durften im Pool mit Kleidern (….) schwimmen.
Ein heftiges Gewitter zieht erneut auf – und wir gehen frĂŒh schlafen, denn wir haben uns entschlossen, morgen noch frĂŒher als sonst schon aufzustehen. Also, ich bin ja keine FrĂŒhaufsteherin in der Schweiz. Aber hier entwickle ich mich geradezu zu einer solchen. Haha.
Dienstag, 18. Juli
Der Wecker klingelt, wie von uns gewĂŒnscht đ bereits um 5 Uhr und wir fahren um halb 6 ohne FrĂŒhstĂŒck zum Bryce Canyon. Weil wir ein RV Fahrzeug haben, dĂŒrfen wir nur bis zum Northern Parkplatz fahren. Autos dĂŒrfen weiter in den Park hinein fahren. Wir parkieren also dort und wandern – man erinnere sich: ohne FrĂŒhstĂŒck (!) zackigen Schrittes eine Viertelstunde zum Sunrise Punkt. Wir dachten, dass wir als einzige die Idee hatten, so frĂŒh aufzustehen, um den Sonnenaufgang dort zu erleben. Haha! Die Asiaten sind auch schon auf den Beinen – und auch französisch sprechende Besucher. Wir finden dennoch einen Platz ganz fĂŒr uns allein und sind etwa eine Viertelstunde vor dem eigentlichen Sonnenaufgang (Sonnenaufgang 6.20 Uhr) dran. Zeit genug also, um die Kamera einzustellen und schön zu positionieren. Zeit auch, zur Ruhe zu kommen und die Stimmung zu geniessen. Die Luft ist noch kĂŒhl und wir sind froh um unsere langen Hosen und Jacken. Ein paar andere Leute um uns herum frieren in ihren JĂ€ckchen und Shorts. Sonst haben wir halt schon eine Durchschnittstagestemperatur von um die 40 Grad. Es wird immer romantischer… Die aufgehende Sonne setzt die Felsstrukturen in ein immer wieder anderes Licht, je höher sie steigt. Traumhaft und unvergesslich! Die ganze Schlucht ist in diesem ersten Morgenlicht noch viel schöner anzusehen, als bei praller Sonne.
Wir frĂŒhstĂŒcken auf der Retourfahrt zum Campingort in der Ortschaft Tropic im Bryce Pioneer Village Motel Restaurant. Auch als Nicht-ĂbernachtungsgĂ€ste können wir uns fĂŒr 4 Dollar pro Person vom FrĂŒhstĂŒcksbuffet „all you can eat“ bedienen. Es ist ein einfaches Zmorge aus Pappgeschirr, aber fĂŒr den Preis ganz gut.
Den Rest des Tages geniessen wir auf dem Camping mit Lesen, Baden, Nickerchen machen, diesen Blogbeitrag schreiben, Whatsapp, Messenger, Facebook, Twitter, Instagram checken…. đ
Morgen gehts zu einem Nationalen Monument: den Grand Staircase-Escalante. Wir rechnen mit ein bisschen mehr als 2 Std. Fahrt.
Sehr eindrĂŒckliche und schöne Felsformationen.
Ja, wie wahr!