Das Kinderlied von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, ist bereits 183 Jahre alt. Der Text beschreibt, wie das fleissige Bienchen Honig sammelt, damit die Menschen ihn für die Produktion von «Pfeffernüss’ und Honigkuchen» verwenden können. Wir verdanken den Bienen aber weit mehr.

Ineke Wyrsch, eine Buochser Hobby-Imkerin nimmt uns mit in die komplexe Welt der Bienen und gibt uns einen Einblick in das vielfältige, wertvolle Imkerhandwerk.

Fleissig wie die Bienen: die Imker

Der Begriff «Imker» ist eine Zusammensetzung aus dem niederdeutschen «Imme» für Biene und dem mittelniederdeutschen «Kar» für «Korb, Gefäss». Der Imker sorgt mittels Kasten und Zubehören für die Vermehrung von Honigbienen. Im Gegenzug kann er Honig und andere Bienenprodukte ernten. Es gibt keine Vorschrift, dass ein Imker eine spezielle Ausbildung absolvieren muss. Aber die meisten Neu-Imker absolvieren einen Grundkurs. Ineke Wyrsch hat einen Kurs über zwei Jahre besucht. Wer mag, kann sich in 3 Jahren zum Imker mit Eidgenössischem Fachausweis weiterbilden.

Ein Imker ist praktisch das ganze Jahr hindurch mit seinen Bienen beschäftigt: Ende Februar bis anfangs März erfolgt die 1. Kontrolle der Bienenvölker. Wie ist der Zustand der Fluglöcher? Sind die Bienen vital? Den männlichen Bienen, Drohnen genannt, muss ein Rahmen gegeben werden, damit sie sich vermehren können. Denn anders als die Weibchen, überwintern die Drohnen nicht. Ab ungefähr Mitte April hängt der Imker sogenannte Honigräume in die Bienenkästen. Dort hinein können die Bienen den gesammelten Honig deponieren. In den Monaten April/Mai schwärmen die Bienen gern aus. Dieser Schwarmtrieb, dient den Bienen zur Bildung einer neuen Kolonie. Der Imker ist herausgefordert, einen solchen Schwarm einzufangen. Ende Juni, bei schlechtem Wetter Ende Juli, kann Honig geerntet werden. Nach der Ernte, füttert der Imker seine Bienen mit Zucker, um sie gut auf den Winter vorzubereiten und behandelt sie gegen Krankheiten. Ab dem November ziehen sich die Bienen in die Wintertraube (Winterkugel) zurück. Sie sitzen um die Königin und geben ihr warm. «Während die fleissigen Bienchen ruhen, geht für uns die Arbeit auch im Winter weiter», meint Ineke Wyrsch. «Ich nutze die Wintermonate, um Gerätschaften zu reinigen und reparieren, schmelze Waben ein und lasse damit neue Mittelwände giessen. Zudem vermarkte ich Honig und befreie Fluglöcher von Eis und toten Bienen.»

Unterschied Bienen und Wespen

Bienen und Wespen sehen für den Laien ähnlich aus. Wespen sammeln keinen Honig. Sie ernähren sich im Gegensatz zu den Bienen nicht von Blumenzucker, sondern von Eiweiss und Fleisch. Sie sind keine Blüten-Bestäuber und überwintern nicht. Ameisen und Bienen sind die einzigen Insekten, welche als Volk überwintern. Stiche hingegen, schmerzen sowohl von Wespen wie Bienen. Zur Linderung legt man entweder eine halbierte Zwiebel auf die schmerzende Stelle, streut Backpulver darauf oder verwendet eine Fenistil-Salbe. Bienen sterben, anders als Wespen, nach einem Stich bei einem Menschen. «Weil der Bienen-Stachel in der menschlichen Haut noch weiter Gift absondert, sollte er sofort entfernt werden», rät Ineke Wyrsch.

Bienensterben

Im Jahr 2012 erregte der Dokumentarfilm «More than Honey» des Schweizer Regisseurs Markus Imhoof Aufsehen. Er hatte das weltweite Bienensterben von Kalifornien bis China zum Thema und zeigte auf, dass ohne Bestäubung durch die Bienen mehr als ein Drittel unserer Nahrungsmittel nicht befruchtet würden. In Europa fand der Rückgang der Bienenvölker bis 1990 langsam und ab dann deutlich steiler statt. 1970 wurden in der Statistik europaweit 21 Millionen Honigbienenvölker ausgewiesen. Im Jahr 2007 waren es noch 15.5 Millionen. Ineke Wyrsch sieht ein Grund im Einsatz von Pestiziden. Sie sagt: «Die Schweiz hat zwar auch Verbote für Insektizide, aber weniger restriktive als diejenigen der EU Länder. Der Mais-Samen zum Beispiel, wird in der Schweiz gebeizt. Der morgendliche Tau, von dem die Bienen saugen, ist nicht frei von diesem Gift. Eine Auswirkung davon ist, dass die Bienen den Heimweg nicht mehr finden.» Elektrosmog und eine mangelnde Pflanzenvielfalt in unseren Gärten und Parks, sind weitere mögliche Gründe für den Rückgang der Bienen. Gegen die Varroa Milbe, welche für ungefähr 5 verschiedene Bienen-Krankheiten verantwortlich ist, gibt es Massnahmen, welche zur Dämmung eingesetzt werden können. «Ich bin froh um meine Mitgliedschaft beim Imkerverein, gerade für solche Anliegen», meint Ineke Wyrsch. Die Mitglieder profitieren vom Erfahrungsaustausch mit anderen Imkern, erhalten Hilfsmaterial und dürfen über das Veterinäramt Medikamente für ihre Bienen beziehen.

Vielfältige Bienen-Produkte

Der Honig ist wohl das bekannteste Produkt, das wir von den Bienen geniessen dürfen. Er wird gewonnen, indem der Imker dem Bienenstock die «verdeckelten» Honigwaben entnimmt und sie in eine Zentrifuge legt. Diese schleudert den Honig aus den Waben. Honig ist ein Rohprodukt und sollte Kindern unter einem Jahr nicht abgegeben werden. Mit Inhaltsstoffen wie Enzymen, Vitaminen, Mineralstoffen und antibakteriellen Stoffen, ist er ein sehr wertvolles Nahrungsmittel. Für 1 kg Honig sind rund 100’000 Bienen-Ausflüge auf 150 Millionen Blüten notwendig! Doch Honig ist längst nicht das einzig Wertvolle, das uns die Bienen schenken. Bienenwachs wird zu Kerzen verarbeitet und duftet fein. Sogar Kosmetika enthält teilweise Bienenwachs. Wer Pollen einnimmt, stärkt sein Immunsystem. Sie sollen auch gegen Heuschnupfen helfen. Gelée royale ist ein Futtersaft, mit dem Königinnen gefüttert werden. Ihm wird nachgesagt, dass seine Einnahme beim Menschen verjüngend wirke. Propolis ist ein Bienen-Kittharz. Bienen mumifizieren damit unter anderem ihre Feinde. Dem Menschen dient es zur Wundheilung. Vor einer Selbstmedikation wird hingegen gewarnt, denn es kann zu einer allergischen Reaktion führen. Sogar das Gift der Bienen wird bei Menschen heilungsfördernd eingesetzt. Es wird bei entzündlichen Gelenkerkrankungen verwendet.

Tragen wir Sorge zur Natur

80 Prozent unserer Blütenpflanzen werden von Honigbienen bestäubt. Ohne die Bienen gibt’s keine Früchte und auch weniger Gemüse. Eine Wildblumenwiese, einheimische Sträucher und das Vermeiden des Einsatzes von Insektiziden, hilft den fleissigen Bienenvölkern, ihrer Arbeit gesund nach zu kommen.

Regula Aeppli-Fankhauser


Der Beitrag erschien in der Nidwaldner Blitz Ausgabe vom 2. Mai 2018

Bienenzüchterverein Nidwalden:

www.bienen-nw.ch/

Portal der Imkerei Schweiz:

www.bienen.ch