Vor 3 Jahren zogen wir um – innerhalb des Dorfes. Damals schrieb ich:
“Alles Vorteile? Nein, ich werde unsere grosse Terrasse vermissen, unsere lieben Nachbarn im Haus, meine Nachbarin vis-à-vis, das heimelige Holz der Wohnung, den riesengrossen Estrich, den Schlupf, das eine Zimmer, welche wir jetzt mehr haben, das grosse Badezimmer (wir werden nur noch ein einziges, sehr kleines haben), die gemütlichen Dachschrägen, den originellen Grundriss, den breiten Gang, die grosse Essküche, unsere älteste Tochter, welche bei dieser Gelegenheit auszieht…. Und die Wohnung wird uns rund Fr. 500.–/ Mt. mehr kosten als anhin. Minouch wird vor allem die ersten 14 Tage, wenn er bloss mit der Katzenleine nach draussen gehen darf, wie damals nach seiner OP sehr leiden, das weiss ich jetzt schon. Und wir mit ihm. 😦 Ich hoffe nur, er werde uns am neuen Ort nicht davonlaufen….”

Jetzt, drei Jahre später, ist das für mich selber interessant zu lesen. Ja, die ehemaligen Nachbarn vermisse ich, aber ich habe andere gewonnen. Unsere Vermieter sind zu Freunden geworden, welche uns auch während der Chemozeiten von Andy unterstützten. Der Küchenbalkon liegt derart zur Wohnstrasse hin, dass er wie diese früheren amerikanischen Veranden ist: Leute bummeln an uns vorbei, Kinder spielen auf der Strasse, man grüsst sich und plaudert spontan miteinander. Ich bin viel naher an den “Leuten” und im Dorfzentrum als früher und das schätze ich enorm.

Den Estrich vermisse ich interessanterweise nicht. Früher wanderte alles, was wir uns nicht zu entsorgen wagten, dort hinauf und ging nicht selten vergessen. Mit weniger Inventar ist es mir leichter zumute. Ich vermisse seit dem Zügeln und der Entrümpelung nur etwas, was noch irgendwo sein sollte: eine Taschenuhr meines Grossvaters. Die habe ich doch sicher nicht weg gegeben. Aber vielleicht unabsichtlich “entsorgt”? :-O

Ja, der Wohnungsgrundriss war aussergewöhnlich originell und die Wohnfläche grosszügig. Wir wohnen jetzt auf kleinerem Raum und konventioneller. Dafür ist die Wohnung im Gegensatz zur alten, sehr hell. Und das wiegt alle Nachteile zur früheren Wohnung auf. Meine Tageslichtlampe muss ich hier am neuen Wohnort kaum mehr in Betrieb nehmen.

Wir essen in der Stube, nicht wie vorher in der Wohnküche. Und das ist vor allem, wenn wir Gäste haben ein Vorteil: man hat die Unordnung vom Kochen her, während des Essens nicht vor der Nase. Der Nachteil ist, dass man während des Kaffee-Zubereitens allein in der Küche steht oder auch dann, wenn noch eine Kleinigkeit fertig zubereitet werden muss. Währenddem sich die Gäste rein von den Platzverhältnissen her, in der Stube unterhalten. Viele Gespräche entgehen mir dadurch.

Meine älteste Tochter vermisse ich – ja. Aber sie wäre auch ohne unser Zügeln bald zu ihrem Freund gezogen….

Die Fr. 500.– welche wir mehr an Miete bezahlen für unsere jetzige Wohnung, spüren wir. Ich gebe meinen Lohn, den ich als Freie Journalistin für den Nidwaldner Blitz verdiene, sozusagen grad ab, für diese Mehrkosten. Doch mein Lohn ist nicht fix, sondern auftragsabhängig. So ist unsere Haushaltkasse manchmal strapaziert.

Minouch hat sich damals sehr schnell eingelebt am neuen Wohnort. Er ist nie an den alten Ort zurückgelaufen. Verwunderlich wäre das nicht gewesen, denn die Wohnorte liegen bloss 20 Gehminuten voneinander entfernt. Hier am neuen Ort schafft er es, die Katzentreppe problemlos zu benutzen und kann so frei rein- oder rausgehen, wie es ihm beliebt. Am alten Wohnort schaffte er es bloss, die Katzentreppe hinab zu laufen. Hoch kam er nie auf diesem Weg, sondern wartete immer, bis ihm jemand den Zugang ins Treppenhaus gewährte. Wir vermuteten, dass ihm die Treppe dort zu lang war und am Schluss verschwand sie unter einem Giebel. Vielleicht war ihm das doch zu dunkel. Er lebt hier draussen ungefährlicher als am früheren Wohnort, denn die Strasse vor dem Haus ist eine Wohnstrasse, auf der Kinder liegen und mit Kreide auf den Boden malen. Es gibt ein paar Zäune zu überkletten, das Land ist nicht so offen, wie am anderen Wohnort. Aber er schafft es problemlos, diese zu überspringen. 😉 Mit den anderen Katzen in der Gegend versteht er sich gut. Er ist der King des Quartiers. 😀 Es gibt ein paar Leute in der Nachbarschaft, welche Katzen nicht so mögen – aber ein grosses Problem ist es nicht. Als ich das im Vorfeld hörte, hatte ich Bauchschmerzen deswegen.

Alles in allem ist es rundum gut, dass wir hier nun seit drei Jahren wohnen dürfen.


Aktualisierung: 2. März 19: nach genau 4 Jahren unseres Umzugs, ist die Taschenuhr meines Grossvaters zum Vorschein gekommen. 😉 Zusammen mit einer Jacke, welche ich vermisste und mir nicht vorstellen konnte, wo ich die gelassen haben könnte. Entrümpeln hilft manchmal. Nach 4 Jahren war der Keller jedenfalls wieder dringend dran. 

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