Hunde- oder Katzenbisse können Infektionen verursachen. Weitaus schlimmere Folgen verursacht aber der „Biss“ (eigentlich Stich) eines unscheinbaren Tieres: der Zecke. Zweimal wurde Maria Stern von einer infizierten Zecke gestochen. Die Folgen sind fatal.

Folgen von Zeckenstichen: Lyme-Borreliose und FSME

Bloss so klein wie ein Stecknadelkopf und doch kann eine Zecke enormes Leid verursachen. Wird ein Mensch von einer infizierten Zecke (im Volksmund „Holzbock“) gestochen, drohen zweierlei Krankheiten. Von der sogenannten Lyme-Borreliose sind in der Schweiz jedes Jahr ungefähr 3000 bis 5000 Menschen neu betroffen, Tendenz steigend. Es gab laut Auskunft von Dr. med. Norbert Satz, Spezialist für Zeckenerkrankungen, schon Jahre mit bis zu 10’000 Neuerkrankungen. 60 bis fast 300 Menschen erleiden jährlich durch Zecken eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), das ist eine Hirnhautentzündung. Diese Zahl variiert laut Dr. Satz witterungsbedingt. Im Gegensatz zu einem Mückenstich, spürt man den Zeckeneinstich nicht. Die Zecke saugt das Menschenblut vor allem an versteckten Orten, wie in den Kniekehlen, in der Schamgegend, im Bauchnabel, in den Achselhöhlen, an den Schultern, am Nacken oder hinter den Ohren. 80% der Stiche werden nicht erkannt.

Maria Stern – von Lyme-Borreliose betroffen

Rasende Bauch- und Gliederschmerzen, Lähmungen, Muskelzuckungen, dauerhaft entzündete Schleimhäute, eine überempfindliche Haut, Übelkeit, Herzrhythmus-Störungen – der Leidenskatalog, den Maria Stern seit dem ersten Zeckenstich im Jahre 1987 erlitt, ist gross. Leider erwischte es sie trotz allen Vorsichtsmassnahmen ein zweites Mal im Sommer 2003. Sie erzählt: „Ich habe fast 50 Ärzte aufgesucht, keiner konnte mir wirklich helfen. Die Symptome waren stark, aber unklar.“ Erst als sie zu einem Spezialisten für Zeckenkrankheiten überwiesen wurde, erhielt sie die Diagnose „Lyme-Borreliose“. Es folgten Antibiotika-Kuren, ein Aufenthalt in einer Schmerzklinik und es war gar nötig, eine Schmerzpumpe zu implantieren. Sie ist bis heute auf ein grosses Pensum an Schmerzmitteln angewiesen, um vor allem die Nervenschmerzen in den Beinen und Füssen ertragen zu können. Trotz dieser Qualen engagiert sie sich beim Telefondienst der Selbsthilfe Schweiz für Zeckenbetroffene im Kanton Aargau. Sie sagt: „Der Austausch mit anderen Betroffenen hat mir und meinem Mann selbst viel an Wissen und Verständnis gebracht.“ Weitere Unterstützung erlebt sie durch ihre Kinder, Freunde und der kirchlichen Gemeinde. Kraft und Halt geben ihr der Glaube an Gott. Bei einer Begegnung mit ihr, staunt man über ihr sonniges, empathisches, lebensbejahendes Wesen.

Prävention

Gegen die Frühsommermeningoenzephalitis (FSME) ist eine Impfung möglich. Gegen Borreliose ist derzeit kein Impfstoff auf dem Markt. Es bleibt nur, sich im Wald, Wiesen, Parks und im Garten zu schützen. Geschlossene Kleidung, die Socken über die Hosen gestülpt und festes Schuhwerk, beugen einem Zeckenstich vor. Ein Zeckenschutzmittel gibt für beschränkte Zeit einen weiteren Schutz. Seien Sie vorsichtig beim Liegen auf dem Boden im Freien, streifen Sie möglichst nicht Sträuchern entlang und meiden Sie hohes Gras. Nach einem Aufenthalt im Freien sollte man sich duschen, die Haut gut abreiben und den Körper systematisch nach Zecken absuchen. Entfernen Sie eine Zecke mit einer Pinzette hautnah, durch einen geraden Zug und achten Sie sich auf mögliche Krankheitssymptome in den folgenden Wochen.

Herzlichen Dank an Dr. med. Norbert Satz für die telefonische Fachauskunft und Maria Stern für ihren persönlichen Einblick in ihr Leben als Betroffene.

Regula Aeppli-Fankhauser


Dieser Artikel erschien am 29. März 2018 im Nidwaldner Blitz


P.S. Jemand schrieb mir über Twitter: „Eine Info noch: im Gegensatz zu Menschen kann man Hunde gegen Borreliose impfen. Warum das so ist, weiß ich aber auch nicht.“