Neid, Egoismus, Materialismus, das Streben nach immer mehr und immer höher, habe jetzt ein Ende durch diese Coronazeit, so verheissen es mir mehrere Whats-App-Videos, die mich erreichten. Sie sagen, der Mensch habe es, Corona-sei-Dank, gelernt, aufeinander acht zu geben, Reichtum nicht mehr über alles zu stellen und mal auf etwas zu verzichten. Sie sagen, die Welt werde nach Corona definitiv nicht mehr dieselbe, sondern eine bessere sein.

Ich beobachte selber ebenfalls wunderschöne Aktionen der Nächstenliebe. Nur bin ich skeptisch, ob eine Veränderung zum Guten durch eine Krise nachhaltig ist. Lassen wir uns hier nicht durch eine Wunschvorstellung zu romantischen Gefühlen hinreissen? Wer mich kennt, der weiss, dass ich ein sehr optimistisch-fröhlicher Mensch bin. Dennoch bin ich gleichzeitig eine Realistin.

Werden wir wirklich weiterhin an unseren älteren Nachbarn denken, wenn unser Leben seinen gewohnten Lauf nehmen wird? Haben wir noch Zeit, uns um Bedürftige zu kümmern, wenn Arbeit, Sporttraining, Konzerte unsere Agenda füllen erneut füllen werden? Werde ich nicht wieder mir selbst der Nächste sein, wenn die Zeiten sich nach Corona normalisieren? Der Mensch hat niemals gern verzichtet. Corona zwingt uns dazu. Dabei entdecken wir Solidarität mit Risikogruppen. Aber nach Corona wird jeder die neugewonnene Freiheit umso mehr geniessen. Dazu gehört der vielmals grenzenlose Konsum, die Ausbeutung der Natur, das Streben nach noch mehr und Höherem. Der Schwache bleibt dabei auf der Strecke. Wenn der Zwang zum Verzicht wegfällt, werden viele Menschen in alte Gewohnheitsmuster und fest verankerte Denkschemen zurückfallen.

Was verändert den Menschen zum Guten? Ist es eine Krise, Krankheit, ein Schicksalsschlag oder vielleicht Liebe, welche ich selber in einer schweren Zeit erfahren durfte?

Die Bibel spricht von einer nötigen Sinnesänderung, einer Umkehr. Wenn wir von einer Route umkehren, benötigt dies zuerst die Einsicht, dass ich bisher falsch fuhr und mich dieser Weg nicht zum Ziel bringen wird.

»Kehrt um und glaubt an das Evangelium!« (Markus 1,15)

»Ändert euch! Werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes«, sagt Paulus in Römer 12,2. Diese “Verwandlung” meint einen Prozess der Veränderung. Und die Bibel sagt, dies geschehe, indem wir Jesus anschauen, ihn als Vorbild nehmen, die Verbundenheit/Freundschaft mit ihm suchen. “Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht, die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild.”
2. Korinther 3,18 Denn worauf mein Fokus liegt, auf das steuere ich zu und was ich anschaue, das prägt mich, das färbt auf mich ab.

Damit nachhaltig Egoismus, Missgunst, das Streben nach Materiellem etc. in mir verändert werden kann, ist es nötig, meine Gedanken und Gefühle immer wieder auf das Gute und auf Gottes Richtlinien auszurichten. „ Achte auf deine Gedanken und Gefühle, denn sie beeinflussen dein ganzes Leben!“ (Sprüche 4, 23).

Eine Krise kann helfen, meine Werte zum Guten umzupolen, aber der Mensch ist im Grunde seines Wesens stets in Gefahr, dass er meint, seine innere Kompassnadel zeige auf das Gute und dabei entspricht dies nicht der Wahrheit, sondern Hass und anderes, Unschönes, haben wieder überhand genommen. Ich bin zeitweise “betriebsblind”, was mich selber betrifft. Tiefe Veränderung ist ein lebenslanger Prozess und dabei hilft mir der Heilige Geist, aber auch Menschen, denen ich erlaube, mich zu spiegeln.

Ich habe auf Livenet hilfreiche Gedanken von Rick Warren zu diesem Thema gefunden. (Lesenswert – klickmich)