„Der Samichlaus weiss alles. Wenn du nicht brav bist, wird er schimpfen und dir nichts als eine Rute bringen. Der Schmutzli wird dich in seinem Sack davontragen.“ Solche Drohungen gehörten früher zur Kindererziehung. Heute ist der Samichlausbesuch ein freudiges Ereignis.

Nikolaus von Myra war ein Bischof, der in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts in der heutigen Türkei, lebte. Um sein Leben ranken sich zahlreiche Legenden. So habe er einen Sturm gezähmt und deshalb ist er der Schutzpatron der Seefahrer. Sein ererbtes Vermögen verteilte er unter den Armen. Mehrere Wunderwirkungen werden ihm zugesprochen, so auch solche an Kindern. Daraus entstand das Brauchtum des Beschenkens von Kindern. Dies geschieht an seinem Todestag, dem 6. Dezember. Samichlaus ist eine Wortabwandlung von Sankt (heiliger) Nikolaus (Chlaus).

Samichlausbräuche

In jedem der Länder Österreich, Deutschland, England, Irland, Italien, Frankreich, Spanien, Kroatien, Serbien, Polen, Russland, Griechenland, Ungarn, Bulgarien, Mazedonien und in den Benelux-Staaten heisst der Sankt Nikolaus ein bisschen anders und jedes Land kennt seine eigenen Traditionen. In der Schweiz werden je nach Region entweder Samichlaus Ein- oder Auszüge gefeiert. In Nidwalden sind das wunderschöne Anlässe, an denen Geisslechlöpfer, Trichler und Iffelenträger bestaunt werden können. Am Abend des 6. Dezembers, besucht der Samichlaus die Familien zuhause. Die Kinder sagen ein Samichlausgedicht vor, spielen vielleicht etwas auf einem Instrument und werden dafür vom Samichlaus mit Nüssen, Mandarinen, Orangen, Lebkuchen, Schokolade und anderen Süssigkeiten belohnt. Die Idee, dass unter den Geschenken auch iPods und ähnliches zu sein hat, stammt ursprünglich nicht vom Samichlaus. Er trägt das Gewand eines katholischen Bischofs mit MitraKrummstab und in seinem goldenen Buch sind Lob und Tadel festgehalten. Begleitet wird der Samichlaus nebst seinem Esel von einem oder mehreren Schmutzlis, auch Knecht Ruprecht genannt. Diese gefürchigen, stummen Gesellen, sind in schwarze Kutten gehüllt und mit einer Rute ausgestattet. Der Einsatz dieser Rute ist aber heutzutage verpönt, der Schmutzli klopft höchstens mit einem Augenzwinkern auf seine eigenen Beine, wenn der Samichlaus tadeln muss. Kam es früher tatsächlich vor, dass der Schmutzli hie und da ein Kind zur Abschreckung in den Jutesack steckte, ist das nicht mehr denkbar. In Nidwalden gehören zu den Gehilfen des Samichlaus, je nach Dorf, Laternenträger, Geigel oder Dotschenträger.

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Der Beckenrieder Samichlais bei uns zuhause, vor ein paar Jahren, am alten Wohnort.

Ist der Samichlaus und der Weihnachtsmann ein und derselbe Mann?

Gemeinsam ist beiden älteren Männern ein weisser Bart und rote Kleidung. Und beide beschenken Kinder. Doch es gibt Unterschiede. Die Symbolfigur des Weihnachtsmanns hat sich in Amerika durch europäische Einwanderer vom niederländischen Sinterklaas (Nikolaus) zu Santa Claus entwickelt. Statt des liturgischen Gewandes und der Bischofmütze, trägt er rote Hosen, Oberkleid und Zipfelmütze. Der amerikanische Santa Claus kommt vom finnischen Lappland. Unser Samichlaus wohnt hingegen der Legende nach im Wald. Der Weihnachtsmann bringt Geschenke, indem er auf einem von Rentieren gezogenen Schlitten durch den Himmel fährt. Am 24. Dezember steigt er nachts durch die Kamine in die Häuser ein und verteilt seine Geschenke unter dem Christbaum. Dieses Märchen ist zurückzuführen auf ein anonym veröffentlichtes Gedicht von 1823 „The Night before Christmas.“ Der Mythos des Weihnachtsmanns wird vor allem in Amerika, aber auch in Grossbritanien, Deutschland und den Benelux-Ländern gepflegt.

Samichlaussprüchli

Samichlais im roote Gwand

Mit em Goldstab i de Hand,

mit de schwääre Winterschuä,

hesch i eysem Dorf vil z’tuä.

Jetzt chlopfids a dr Tiirä scho,

ich ha so planged und bi froh.

Dr Samichlais bringt d’Liäbi mit,

d’Wiähnachtszeyt isch nimmä wiit.

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Es Licht chunnt de Fäldwäg yy.

Ich glaub, das muess de Samichlais sey.

Jetzt ghört me s’Glöggli – still los guet,

wie’s über d’Wiese leyte tuet.

Meys Härz chlopft ganz fescht,

ich hoff, du weisch vo mir nur s’Bescht.

Diä andere chleyne, dummä Sachä,

möchte ich s’nächscht Jahr besser machä.

Drum bitte lueg in Sack jetzt drii,

eb’s eppis het fir mich derbie.

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Taif verschniit sind Fäld und Wald

De Samichlais chunnt scho bald.

Äs schneyelet ganz lys und fin.

Jetzt gsehn ich det ä Liächterschyn.

De Chlais chund mit em rote Gwand.

Är trait de Goldschtab i de Hand.

Und s’Eseli tramped hindedrey.

Chund är ächt ai bi miär verbey?

Jetzt chlopfeds a de Tiire scho,

ich ha planged und bi froh.

De Samichlais bringt d’Liäbi mit,

denn d’Wiähnachtszeyt isch nimma wit.


Mein Artikel erschien am Mittwoch, 23. November 2016 im Nidwaldner Blitz.

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