Wenn die Stühle in der Stube aufgereiht sind wie in einem Wartezimmer, weil der eine Tisch für den Garagenflohmarkt gebraucht, später entsorgt wird und sich deswegen bereits in der Garage befindet, dann fühlt sich das Leben wie in einer Art Zwischenwelt an. Oder eben wie in einem Wartesaal – warten aufs Zügeln, wenn es dann endlich losgehen darf. Aber es ist nicht ein untätiges Warten, mit den Händen im Schoss, sondern ein aktives, sehr aktives.

Wenn man im Kühlschrank sieht, dass man Raclettekäse oder Vermicellemasse brauchen sollte wegen dem Verbraucherdatum, aber der Racletteofen und die Vermicellepresse bereits in einer Kiste verpackt sind, dann wird das Warten mühsam. Man ist nicht mehr zuhause, wenn überall Kisten rumstehen und im Flur Gestelle, welche später in den Keller kommen und wenn die Büchergestelle leer sind. Man ist dann nicht mehr zuhause, wenn fast keine Bilder, aber doch noch zuviel davon an den Wänden hängen. Und es nervt einfach gewaltig, wenn man die verlorenen und wiedergefunden Mehrfahrtenkarten bereits wieder vermisst und deswegen zwei Kisten, angeschrieben mit “Küche, zerbrechlich” wieder öffnet – und sie dort nicht findet, aber dafür die Pfanne, die vermisste, dann aber, weil man ja die Mehrfahrtenkarten und nicht die Pfanne gesucht hat, die Kisten wieder verschliesst und beim Kochen, wenn man gut eine zweite Pfanne brauchen könnte, denkt: nein, jetzt öffne ich diese Kiste nicht nochmals. Die Mehrfahrtenkarten kamen dann erneut zum Vorschein – in einer noch nicht verschlossenen Kiste und meine Tochter meinte noch, ich solle es doch viel easier nehmen und diese Karten nun endlich an einem sicheren Ort aufbewahren – nur: wo ist dieser Ort? Unsere Tochter und unser Sohn nerven sich sowieso: “Haben wir eigentlich keine Tassen mehr im Schrank? 😉 Immer muss man zuerst was abwaschen, wenn man was brauchen will. Und warum ist der Kühlschrank derart traurig leer? Kein Yoghurt?” Wir kaufen nur noch das Nötigste ein, denn alles was in diese Wohnung getragen wird, muss in 6 Tagen wieder rausgetragen werden. Habe ich grad 6 Tage gezählt? :-O Erleichterung paart sich mit Entsetzen. (In 6 Tagen können wir die andere Wohnung übernehmen und an diesem Donnerstagabend und Freitag schon mal was rüberbringen, aber das eigentliche Zügeldatum ist am 85. Geburi meiner Mutter – dem 28. März.) Unser 14-jähriger Junge könnte jetzt prima mithelfen bei den Zügelvorbereitungen, aber ausgerechnet jetzt haben die Lehrer die gloriose Idee, mehr Hausaufgaben als üblich zu geben (Stichwort Lernen auf den Stellwerktest) und am Abend vor unserem Zügeltag findet die erste Abendschule statt. Wir wollen ja keine schlechten, uninteressierten Eltern sein und werden uns nebst dem Zügelschlusspurt auch noch Zeit nehmen, ihn dort zu besuchen. Super Idee – nur fällt das jetzt einfach etwas gar unpassend zusammen auf unsere Züglete. Noch gibt es soviel zum Einpacken und bereits ist zuviel eingepackt. Noch sind wir nicht mehr zuhause hier – aber auch noch nicht am neuen Ort. Wir warten auf das “Achtung, fertig, los!” zum Zügelstart und verspüren doch eine Wehmut im Herzen, denn wir möchten ja im Grunde genommen gar nicht weg hier. Jedesmal wenn ich die Katze anschaue, erfüllt es mich mit Sorge, weil ich weiss, dass sie die ersten 14 Tage am neuen Ort in der Wohnung bleiben muss. Sie hält sich so gern draussen auf und ich fürchte schon um ihre und unsere Nerven. So – aber morgen, geht’s zur Therapie vor dem Zügeln: es steht eine Klassenzusammenkunft an. Ich war die Hauptinitiantin, später gesellte sich so nach und nach ein tatkräftiges, engagiertes, sehr hilfreiches OK zu mir. Dies habe ich einzufädeln begonnen, bevor wir wussten, dass wir umziehen müssen, glaubt mir, sonst hätte ich das kaum auch noch angepackt….
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