Gestern, 8. Dezember 2014, feierte unser Kanton „Maria em GfĂ€ngnis“. Unsere Ă€lteste, erwachsene Tochter hat uns letzten Samstag verraten, dass sie den katholischen Feiertag „Maria EmpfĂ€ngnis“ als Kind so verstanden hĂ€tte und sie sich wunderte, warum ihr nie jemand die biblische Geschichte von „Maria im GefĂ€ngnis“ erzĂ€hlt hatte.;-)

Mein Mann, unser JĂŒngster und ich stempelten SBB Tageskarten auf unserem MehrfahrtenkĂ€rtchen ab und genossen die Fahrt ĂŒber Luzern – St. Gallen mit dem Voralpenexpress, abgekĂŒrzt VAE, nicht zu verwechseln mit den Vereinigten Arabischen Emiraten. Im SĂ€ntispark genossen wir das Baden, Sprudeln, Rutschbahnfahren, eine Viertelstunde intensives Acquafitness und in ZĂŒrich den Weihnachtsmarkt.

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Wir genossen auch die vielen, interessanten GesprĂ€che in den ZĂŒgen, denn sie bieten grossen Unterhaltungswert und tiefen Einblick in die AbgrĂŒnde der menschlichen Seele.

Im VAE erfuhren wir aus erster Hand, welche möglichen und unmöglichen Fehler man als berufliche Neueinsteigerin in einer Anwaltspraxis machen kann. Und ĂŒber eine Stunde lang lernten wir, wie man als Chefin darauf reagieren sollte und wie nicht, will man der besten Freundin der ErzĂ€hlenden nicht ein „Wie gemein“, „krass“, „geht ja gar nicht“ ums andere entlocken.

Im Zug ZĂŒrich-Luzern, breitete hinter mir eine junge Frau ihr tiefstes Inneres vor allen MitfahrgĂ€sten aus. Sie analysierte ihre SchwĂ€chen und meinte zu ihrer Freundin, das sei ganz im Vertrauen gesagt. Manchen meiner Bekannten kenne ich weniger gut, als jetzt diese junge Frau. Ob ihr das bewusst ist? Und falls ja: macht ihr das wirklich nichts aus?

Viel weiter vorne, liess sich eine Frau weit, tief und lautstark darĂŒber aus, was sie „tooootal nerve“…. Und ein ganzer Wagon voller FahrgĂ€ste ist nun bestens informiert, was ihr NervenkostĂŒm ertrĂ€gt und was nicht.

Eine weitere Teenagermutter erzĂ€hlte offenherzig, dass ihr Kind ihr keinerlei Schwierigkeiten bereite, wenn es schreie. Sie wĂŒrde es solange im Zimmer einsperren, bis es irgendwann aufhören wĂŒrde! :-O
Obwohl ich „Die Frau im Zug“ noch nicht gelesen habe, kam mir unwillkĂŒrlich dieser Titel in den Sinn.
Ich habe noch nie einen Mann miterlebt, welcher seinen Kumpels via Handy im ÖV von seinem aktuellen Liebeskummer und seinen bewussten SchwĂ€chen erzĂ€hlt hĂ€tte. Es ist wohl ein frauenspezifisches PhĂ€nomen, dass sich frau unterwegs wie zuhause fĂŒhlt. Zuhause – und völlig frei – nicht wie „Maria em GfĂ€ngnis“.
Und so wĂŒrde die Maria der Weihnachtsgeschichte heute ihrem Josef unterwegs im öffentlichen Verkehr aufgeregt und lautstark ins Handy rufen: „Hey, Jo, du glaubst nicht, was mir voll Krasses passierte letzte Nacht. Kommt da so ein Engel und sagt, ich wĂŒrde schwanger werden und ein Baby vom Heiligen Geist gezeugt gebĂ€ren…. Hey, hey, beruhige dich… Jo? Jo? Verbindungsabbruch?“ :-O
Die Heilige Familie in der Standseilbahn Treib-Seelisberg

DSC_0003 Die Heilige Familie in der Standseilbahn Treib-Seelisberg