Wenn im Winter Spatzen, Buchfinken, Kohlmeisen oder Rotkelchen zu Besuch ins aufgehängte und gut gefüllte Vogelhäuschen auf dem Balkon kommen, sind nicht nur Kinder entzückt. Doch es gilt, ein paar Tipps für eine sachgerechte Fütterung zu beachten.

Wann, wie und was können wir den Wildvögeln an Futter anbieten?

Es gibt Menschen, welche die Meinung vertreten, man solle Vögel ganzjährig füttern. Eine sachgemässe Zufütterung in Zeiten mit Nahrungsmangel kann den Kleinvögeln im Siedlungsbereich das Überleben erleichtern, vor allem im Winterhalbjahr. «Insbesondere bei Dauerfrost, Eisregen oder geschlossener Schneedecke, kann die Fütterung den Kleinvögeln im Siedlungsbereich das Überleben erleichtern», erklärt Livio Rey von der Vogelwarte Sempach. Frühmorgens und vor der Abenddämmerung sind die Vögel besonders hungrig. Brotkrümel, Gewürztes und Essensreste sollten den Vögeln nicht ausgelegt werden. Hingegen bietet der Handel diverse Körnerfertigmischungen und Meisenknödel an. Mischungen mit Hanfsamen und Sonnenblumenkernen locken Finken, Sperlinge und Ammern, Meisen, Kleiber und manchmal sogar Spechte an. Ergänzt man das Futter mit Haferflocken, zerhackten Baum- und Haselnüssen, Rindertalg und Schweinefett, Rosinen oder Obst, erhält man vielleicht Besuch von Amseln, Rotkehlchen und Staren.

Als Zufluchtsorte bei Gefahren sollten in der Nähe des Futterhauses Bäume oder Sträucher stehen. Die Umgebung von ca. 2-5 m um die Futterstelle sollte jedoch frei sein, damit nicht Feinde, wie z.B. Katzen, den Vögeln auflauern können. Das Futter muss ausserdem trocken sein und die Vögel sollten nicht in das Futter koten können, da sich sonst Krankheiten unter den Vögeln ausbreiten können. Deshalb eignen sich Futterhäuschen oder säulenartige Futterautomaten mit seitlichen Entnahm-Möglichkeiten sehr gut. Solche Futtersäulen sind aber nur für Körnerfüllungen geeignet. Die Übertragung von Krankheiten stellt nämlich an Futterstellen mit Abstand die grösste Gefahr dar. Falls mehrere tote oder apathische Vögel beobachtet werden, kann dies der Vogelwarte Sempach gemeldet werden. Das Futterhaus muss in solchen Fällen gereinigt und die Fütterung für ungefähr 3 Wochen unterbrochen werden.

Soll man den Vögeln eine Trink- und Badestelle einrichten?

Vögel nutzen Wasserstellen ganzjährig zum Baden und Trinken. Die Vogelwarte rät, nur dann eine Wasserstelle anzubieten, wenn das Wasser täglich erneuert und dabei die Wasserstelle gereinigt wird.

Wie man gefährdeten Vogelarten wirklich helfen kann

So gut es gemeint ist, den «armen Vögelchen» im Winter Futter anzubieten und wie wertvoll es pädagogisch auch ist für Kinder, Tiere in der Natur zu beobachten – den wirklich bedrohten Vogelarten hilft man damit nicht. Neuntöter, Braunkehlchen, Feldlerche oder Gartenrotschwanz, sind bedrohte Arten und fliegen im Winter in den Süden. «Weitere gefährdete Arten wie Eisvogel, Auerhuhn oder Bartgeier sind zwar im Winter in der Schweiz, besuchen aber keine Futterstellen», erklärt Rey. Umso wichtiger sei es zum Schutz einer artenreichen Vogelwelt, vielfältige und ungestörte Lebensräume zu erhalten. Hier ist die Politik gefordert. Aber auch jeder Gartenbesitzer kann etwas tun: Es gilt, Pestizide möglichst zu vermeiden, nicht zu häufig den Rasen zu mähen, einheimische Sträucher, Hecken zu pflegen und offene Komposthaufen anzusetzen. Wer in seinem eigenen Garten auf diese Weise dafür schaut, dass es Insekten und Vögeln gut geht, leistet ganzjährig einen wichtigen Beitrag für alle Lebewesen – nicht nur im Winter.


Der Artikel erschien am 31.1.19 im Nidwaldner Blitz. Die tollen Fotos stellte liebenswürdigerweise Joe Stalder gratis zur Verfügung.