Gfürchigi Gselle ziehnd durs Land,
im Dunkle, das isch doch allerhand
gar nid lieblichi, nei, derig zum gruise!
Ich trau mich ja nümm veruise.
Häxe, Skelett, was isch au los?
De Chleynscht findets nümm famos.
Jetzt hends gleitet, diä Gschpäischter!
Nur schnell wäg vom Fäischter!
Was hends gmeint: „Süässes oder Suuirs“?
Im Chleynschte isch äs immer no gschmuich.
Dere Gsellschaft wird e chli Süesses häre gläit
Au im Chleynschte – so het au är wider Fräid.
Regula Aeppli-Fankhauser

Manch ein älterer Nidwaldner mag den Kopf schüttelnd fragen: „Was ist denn das für ein neumodischer Brauch? Woher kommt dieses Gruselfest, an dem sich vorwiegend Kinder als Gespenster, Hexen, Skelette verkleiden, von Tür zu Tür gehen und um Süssigkeiten betteln? Wir jedenfalls kannten dies früher nicht.

In Irland hingegen ist der Brauch seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Später wurde er durch die Einwanderungswellen an die amerikanische Ostküste gebracht. Und alles Amerikanische trifft früher oder später auf Europa und somit irgendwann auch auf unser Nidwaldner Land.

Mit Süssem und Licht böse Geister vertreiben

Als Halloween werden die Bräuche bezeichnet, welche in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November ausgeübt werden. Halloween ist eine Abwandlung von All Hallows’ Eve. Eve kommt von englischen evening, was Abend heisst und hallow von Heiliger. Gemeint ist also ein Fest am Vorabend zu Allerheiligen. Wir kennen Halloween vor allem von den Kindergruppen her, welche in den letzten Jahren vermehrt auch in Nidwalden verkleidet von Haus zu Haus ziehen, um Süssigkeiten einzufordern. „Süsses oder Saures“ wird dabei verkündet, in Anlehnung an das englische trick or treat. Dies meint zu gut deutsch: „Wenn du mir keine Leckereien gibst, dann spiele ich dir einen Streich!“ Eine Theorie besagt, dieser Brauch komme von einer Glaubensüberzeugung, dass die Lebenden Gaben für umherwandernde Geistwesen bereitstellen müssten. Die Verkleidung soll der Vertreibung von bösen Geistern dienen, denn man war überzeugt davon, dass in dieser Nacht die Pforten der Hölle offen und wirkliche Dämonen, Hexen und andere teuflische Wesen unterwegs seien, um ihr Unwesen zu treiben. Zu diesem keltischen Brauch gehörte ursprünglich das Entzünden von Höhenfeuern. Dies waren Freudenfeuer, weil man glaubte, in dieser heiligen Zeit würden die Seelen der Toten kurz zu ihren Heimen zurückkehren. Das Feuer war seit jeher ein Symbol für Reinigung, der Vernichtung von Bösem, für Wärme, Licht und Liebe, welches man sich alles in den dunkleren Jahreszeiten umso mehr wünschte. Im Zuge des Entzündens dieser Feuer wurde auch Wahrsagerei betrieben. Zu Halloween gehört zudem das Aufstellen eines orangen Kürbisses. Manchmal ausgehöhlt und mit einer Kerze erleuchtet. Damit gedenken wir dem armen Jack o’Lantern. Dieser irische Trunkenbold, muss mit einer ausgehölten Rübe im Dunkeln zwischen Hölle und Himmel wandern, weil er aufgrund einer Wette zwar von der Hölle verschont blieb, aber dennoch nicht in den Himmel gekommen sei. Wiederum um böse Geister abzuschrecken, schnitzt man Fratzen in die Kürbisse.

An Halloween scheiden sich die Geister

Nicht alle Eltern unterstützen ihre Kinder in ihrem Vorhaben, als Gruppe verkleidet von Tür zu Tür gehen zu wollen und die Nachbarn anzubetteln. Kritik wird auch laut, weil Menschen sagen, das sei kein „hiesiger Brauch“ und bei Streichen würden Hausmauern mit Eiern verschmiert. Ausserdem passt nicht jedem der okkulte (mystische, übersinnliche) Charakter des Brauchtums.

Egal, wie Sie es persönlich halten: die Farbe Orange und die Lichter der Dekoartikel, aber auch feine Kürbisgerichte passen doch zur Jahreszeit und mögen diese etwas erhellen.

Der Artikel ist heute, 26. Oktober im Nidwaldner Blitz online geschaltet worden. Die Printausgabe liegt morgen in jedem Briefkasten in Nidwalden und bei ausserkantonalen Abonnenten. (Auflage 24’000)

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